Auf dem Cover versucht er sich zu verstecken, laut dem Albumtitel verkriecht er sich in der Wohnung. Immerhin nutzte Friedemann Weise diese dunkle Zeit um sein neues Album zu produzieren. Neben den üblichen Quatsch-Liedchen tummelt sich auch recht viel Melancholisches auf der CD. Mit seiner psychischen Erkrankung scheint der Barde ja ganz gut gut zurecht zu kommen. Vielleicht ist sie ja sogar die Voraussetzung für seine Karriere gewesen. Was später kommt, nach dem heiteren Geplänkel der nächsten 3 Songs, ist schon der schweren Kost zuzurechnen, auch wenn sie im gewohnten Friedemann-Stil vorgetragen ist. Eine harte Trennungsgeschichte, laut Radiointerview erst nachrträglich autobiografisch geworden. Nach der kurzen Ablenkung durch eine Freundin, die er durch eine Sekte zu verlieren droht (die Geschichte beschäftigt ihn länger, der Track taucht in einer anderen Version nochmal auf), geht es mit ähnlicher Thematik weiter. Wir erfahren von Friedes Mittel gegen Kummer: Via Gitarre lässt er uns daran teilhaben. Das wussten wir ja bereits von älteren Alben, trotzdem noch einmal sehr schön dargelegt. Die Nachwehen der Beziehung bekommen wir dann bei „Nie Mehr An Dich“ spüren. Man muss sagen, soviel Gefühl war bei Friedemann Weise bisher noch nicht zu hören, obwohl es bei seinen Liedern ja häufig um Beziehungsgeschichten geht. Wären nicht die Unterbrechungen mit dem üblichen Unsinn, könnte man von einem Wandel sprechen. So ist das ganze Album aber am bisherigen Output orientiert und wird weder Fans noch Neulinge enttäuschen.
Satiropop
Alle Beiträge verschlagwortet mit Satiropop
das cover sowie das label und der CD-hintergrund zeigen feinsten hotelchic mittelklassiger absteigen, als bonusmaterial gibt es darüber eine ganze fotostrecke auf friedes homepage. ein wahrer augenschmeichler, der den umgang mit dem digipak (!) etwas versüsst. ich bin wohl der einzige, der diese kartonagen nicht mag. FUCK ME, RIGHT? ob sie wenigstens umweltfreundlicher sind als jewelcases? kein FSC-logo… gedanken zum inhalt: die pathografie NPS kommt zunächst etwas trist daher, setzt dann aber im refrain neue maßstäbe bei der definition des versmaßes. es generiert in mir das bild des liedermachers auf dem barhocker mit umgeschnallter mundharmonika und eben einer ausgeprägten NPS. tonfall, versmaß und anschlagtechnik lassen nur diese eine ferndiagnose zu. genial! Private Rhine (Private Ryan?), der traurigste track des albums, ist wieder Lou Reed geschuldet. besonders gelungen finde ich die allzu treffende verbildlichung eines altbekannten gefühls im refrain. is doch wirklich manchmal zum k**zen! Gib‘ Mir Meine Gitarre und Nie mehr an Dich knüpfen an die thematik an und sprechen einem aus der seele, so man die melancholisch-witzige art des songwriters mag und versteht. in Tina Geh‘ Nicht In Die Sekte (der kommenden single-auskopplung?) macht sich friede rührende sorgen um eine freundin. ich hoffe so bewahrt mich auch mal jemand vor einem verheerenden lebenswandel. Hundejahr klingt eindeutig nach der EAV (ding dong) und ist eine bitterschöne darstellung verfrühter hoffnungen und der kleinen fehler perfekter frauen. mein lieblingstrack wird definitv Videothek, der vom niedergang dieser aussterbenden ladengattung und dem fatalismus deren angestellter handelt. einfach ne geile bassline! außerdem erinnert mich das an meine zeit in der spielhalle (hinter der theke), eine leider im aufstreben befindliche erscheinung in innenstädten. alles in allem bekommt man wieder 100% friedemann weise gitarrensound, lovestories und deren enden und einigen nonsense. neu ist derweil die ergänzung um allerlei angenehm weiches drumherum (u.a. ekimas).