Den ganzen Tag über verfolgte mich schon eine gewisse Spannung, immerhin sollte am Abend das neue Produkt released werden. Markteinführung. Es ging um Butterbrote, und wenn ich Butterbrote schreibe, mein ich eigentlich was Elektronisches mit Plastik drumrum, aber Butterbrot klingt netter. Jedenfalls waren noch einige Vorarbeiten zu erledigen, Materiallieferungen zu überwachen, Vermarktungsinstrumente einzurichten. Ging alles glatt, vor der Eröffnung war ich auch schon wieder zu Hause, sollten das mal die Profiseller machen. Ich legte mich nochmal ne Stunde aufs Ohr, was nicht besonders erholsam war, da doch noch einige Unklarheiten im Schichtplan vorlagen und ständig das Handy klingelte. Mit was man sich alles rumschlagen muss! OK, ab unter die Dusche, ab aufs Fest. Die ersten Zahlen rissen mich nicht gerade vom Hocker, aber der Abend war ja noch jung und der Kultwerdungsprozess bereits in vollem Gange (Kunden fotografierten sich gegenseitig beim in-Empfang-nehmen ihres Butterbrotes!).
Zeit um vor dem Hauptgeschäft nochmal abzuschalten. Fuck Art, Let’s Dance! im Festsaal. Der Sänger sah aus wie 14, trug die Gitarre knapp unterm Kinn und legte gleich richtig los. Rennen, schreien, springen, der Mann zeigte was ihm Spaß macht. Auch der Drummer (Alles Gute nachträglich) und der Bassist gingen richtig gut mit. Die Jungs transportierten ihre message und brachten die doch recht spärliche crowd zum Toben. Zitat aus der Menge: „Wenn die demnächst ihr Album rausbringen, bin ich bereit es mir illegal zu ziehen.“

Das Fax mit dem aktuellen Stand an verkauften Butterbroten, das an der Info auf mich wartete, machte nicht gerade Mut. Also weiter an die Bar, wo ich mich kurz verquatschte ehe der nächste Gig eingeläutet wurde.

We Are Enfant Terrible machten erst mal keinen Eindruck auf mich, denn obwohl ich spät kam, konnte ich nicht gleich sagen ob sie schon spielten. Sie waren so leise und schlecht abgemischt, dass ich Johnny den Unmut darüber in Zimmerlautstärke mitteilen konnte! Das Mixing änderte sich jedoch langsam und so konnte auch zu den Franzosen getanzt werden. Nerdiger im Sound, mit Gameboy und Moog und einem total psychosympathischen Drummer waren sie doch nicht ganz so rotzig wie Fuck Art, aber dennoch empfehlenswert und in der Form eine echte Perle für Karlsruhe. So war die Show auch extrem kurzweilig und viel zu schnell vorbei. Auch der Frontfrau hätte ich noch länger zusehen können. Gegenüber starken Sängerinnen bin ich nie abgeneigt (vgl. She-Male Trouble), vor allem wenn sie in so einem sexy Dress auftauchen (kleines Schwarzes mit Knochen drauf und Bikerstiefel). Doch für solcherlei Schönigkeiten konnte ich an diesem Abend keine Augen haben, da sich das Release noch zu bewähren hatte.
Im Verkaufsraum erwartete mich ein Fiasko. Nicht mal die erste Charge war aufgebraucht. Der Schritt zum Direktmarketing musste gemacht werden. Die Konkurrenz aus Asien und Amerika genoss bei der Zielgruppe einfach vorurteilsbedingte Boni. Zwischen Schneegestöber und Kippen Butterbrote an den Mann oder die Frau zu bringen gestaltete sich sehr wechselhaft. Einige warteten nur darauf so etwas leckeres zwischen die Zähne zu bekommen, andere nur darauf mir richtig eins reinzuwürgen. Alles in allem waren die Erfolge jedoch nachhaltig, einige Interessenten stellten sich als heavy user heraus und machten uns Mut für die Zukunft. Eine Bruchlandung, aber ich würde sagen: Wir sind da! Mal sehen was die Zukunft bringt, für uns, das Butterbrotbiz und die zwei Acts von Audiolith.