Mal wieder einen Ausflug in die Untiefen des Mainstream gewagt. Nach einem erwartungslosen Erfolg beim letzten Besuch des Karlsclub waren meine Vorstellungen doch sehr idealisiert. Pustekuchen! Auch wohldosiertes Warmup meinerseits konnte die Stimmung nicht auftauen. Grüppchen blieben Grüppchen, Solo-Antanzer lästig, die Musik schrecklich abgeschmackt bis gar unbekannt und völlig im Genre vergriffen. Die absolute Krone eines miesen Gefühls stellte aber die Reaktion der Anwesenden auf RATMs Killing in the name of dar. Wenn Protestsongs aus der eigenen Jugend in so nem Schuppen mitgegröhlt werden ist das ein sehr schlechtes Zeichen. Zum einen für das eigene Altern, zum Anderen für eine schlechte Gesellschaft vor Ort und des weiteren für einen generellen Werteverfall. Aber geben wir ruhig dem DJ die Schuld. Was sollen die Leute auch tun, wenn sie einen ihnen bekannten geilen Song hören? Völlig verdattert, verdutzt und ungläubig mit offenem Maul dastehen wie ich? Woher denn? Sie gehen ab soweit es die lokalen Konventionen zulassen. Dass bei diesem Track eigentlich die Fetzen und Schneidezähne fliegen müssen wissen sie bestimmt, jedoch ziemt es sich hier nicht.
Ich hör ja noch nicht mal viel Musik und weiß trotzdem, dass es genug Sachen gibt für jeden Anlass, jede Location und jedes Publikum. Darunter auch reichlich unverfängliches für den universellen Einsatz, falls man sich nicht traut Akzente zu setzen. Akzente ja, sinnentziehende Vorführung kontextbezogener, noch dazu politisch motivierter künstlerischer Expression nein! RATM in der Marktlücke? no way! Wenigstens ein DubStepMix hätte drin sein müssen. Selbst eine Shuffle-Funktion über BRAVO-Hits oder LastFM legen besser auf.
Die bewährten und durchaus hörenswerten Popunk- und Indienummern, die folgten, konnten unter diesem Eindruck nicht mehr von mir gewürdigt werden. Wir gingen, for good.