Zwei gegen einen IST unfair – und führte dennoch zu einem gerechten 1:0.
Er hatte es ja im Trailer angekündigt: Friede wagt einen Versuch als Stand-Up-Comedian, denn keiner braucht deutsche Songwriter. Er eröffnete mit einer Ethnonummer komplett auf Güznisch (?). Danach spielte er sich selbst und trug vorsätzlich unbeholfen einige Seiten mit One-Linern vor. Einige waren von sehr hoher Qualität. Im Folgenden legte er in einem Dialogsketch mit seinem Steueranwalt dar, wie er zu dem Genrewechsel kam und in einigen Parodien stellte er klar, warum er nicht wie … werden wolle. Es wurde zwar immer wieder eine gewisse Spannung aufgebaut, aber diese flachte auch ebenso schnell wieder ab. Die kommentierte Diaschau von den Bildern auf seiner Homepage war mir leider schon bekannt und zündete auch beim restlichen Publikum nur sehr spärlich. Die Ideen und Beobachtungen dahinter sind zwar Bombe, taugen aber nur im Kontext eines größeren ganzen als dekoratives Beiwerk. Wie z.B. in einem Magazin oder eben auf einer Homepage (vgl. Max Goldts Kolumne in der TiTANiC). Dieses Multimedia-Ding wirkte aber bei einer ansonst schlichten Show eher fehl am Platz. Die vier zwar gut in die Handlung eingestreuten und strictly acoustic vorgetragenen Songs (Songwriter, NPS, Homeoffice, Brille) repräsentierten auch nicht gerade die Glanzstücke aus Friedes Repertoire. Seine wahre Stärke hielt er somit zurück.
Ich bewerte diesen Auftritt als netten Versuch und interpretiere die Nummer als Satire auf die aktuellen Fackelträger der deutschen Comedyszene. Meine Nichte, eine Friede-Virgin, fand’s ganz gut. Weitere Publikumsstimmen, die ich nach dem Gig aufgeschnappt hatte, waren auch eher verständnisvoll bis enttäuscht denn begeistert.
Noch ein paar Zeilen zu Simon und Jan, deren Einzelidentitäten bis zuletzt unklar blieben: Zwei Studenten an Akustikgitarren. Dachte sofort an Joint Venture. Später stellten sie sich tatsächlich als Proteges von Götz Widmann heraus. Besonders hervorzuheben sind die zu tiefst deprimiert vorgetragenen Ansagen, bei denen die meisten wohl unweigerlich hätten lachen müsste, weshalb auch immer nur der gleiche Teil von Simon und Jan sprach.
Fazit: Schusterjunge, bleib bei deinen Absätzen. Friedes Niederlage geht ganz klar zu Lasten der ungleichen Waffenverteilung. Zurück an die Gitarren!